Rasierseife „shave me tender“
„love me tender“ heißt der wunderbare Song von Elvis Presley, also „liebe mich zärtlich“. Eine zärtliche Rasur dürfte dem Nichtbartträgern aber wohl ebenso wichtig sein. So viel zum Namen dieser wunderbaren Rasierseife.
Immer die Nachhaltigkeit meiner Produkte im Hinterkopf habend, kommt Shave me tender in einem Weck Glas mit einem sehr dekorativen Deckel aus Bambus daher. Wenn die Seife aufgebraucht ist, können Sie hier einfach ein Seifenstück Shave me tender erwerben, das genau in das Weck Glas passt. So können Sie Glas und Deckel lange benutzen.
Shave me tender stelle ich im sogenannten Heißsiedeverfahren her. Das gibt mir die Möglichkeit, nach dem Verseifungsprozess pflegendes und leicht in die Haut einziehendes Avocadoöl in die Seife einzuarbeiten. Ein wenig Marrokanisches Ghassoul (ultrafeine Tonerde) sorgt für ein leichtes Gleiten der Rasierklinge über die Haut.
Shave me tender produziert viel und lang haltenden Rasierschaum. Lesen Sie dazu Rüdigers Test weiter unten.
Der Duft dieser Rasierseife ist frisch, etwas süß und leicht holzig. Ich liebe diesen sanften Herrenduft.
Auflistung der Inhaltstoffe (Deutsch): Stearin, Wasser, Schweineschmalz, Kokosöl, Rizinusöl, Kaliumhydroxid, Natriumhydroxid, Avocadoöl, Jojobaöl
Rüdiger, der Vorgesetzte meines Mannes fragte mich, ob ich auch Rasierseifen herstelle? Er hätte da ein Rezept…Ich las und arbeitete mich in das Thema Rasierseife ein und siedete eine Charge nach seinem Rezept. Eine zweite Charge änderte ich nach meinen Vorstellungen ab. Beide Seifen testete Rüdiger blind, er wusste also nicht, welche der beiden Rasierseifen seinem Rezept entspricht. Die Beschreibung seiner Testreihe und die Ergebnisse können Sie im Folgenden nachlesen. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an Rüdiger!
(…und jetzt kann ich es ja sagen: RSR steht für Rüdigers Rasierseifen Rezept und RSA steht für Rasierseife mit Avocadöl, das nach meinen Vorstellungen abgeänderte Rezept)
Seifentest Andrea’s Seifen
Rüdiger Wessel
„Es ist leichter, einmal im Jahr ein Kind zu bekommen, als sich jeden Tag rasieren zu müssen“[1]
Februar 2020
Ausgangslage
Ich hatte mich jahrzehntelang mit einer Nassrasur unter Verwendung von Systemrasierern und fertigem Rasierschaum aus der Sprühdose gequält. Nach der Umstellung[1] auf die Verwendung eines Rasierhobels mit Standardklingen und selbst aufgeschäumter Rasierseife, habe ich als Rasierseife zunächst den Klassiker „Speick“ verwendet. Obwohl es auf dem Markt zahlreiche kommerzielle Produkte gibt, kam schnell der Wunsch nach einer individuellen Rasierseife auf.
Nach einer ersten Anfrage zur Herstellung, hat sich Andrea schnell bereit erklärt das Experiment „Rasierseife“ mitzugehen und hat nach kurzer, intensiver Einarbeitung in das Thema zwei Seifen produziert. Diese beiden Seifen wurden in diesem Test systematisch und über einen längeren Zeitraum von mir geprüft und bewertet wurden.
Anforderungen an eine Rasierseife
Für viele Männer ist selbst hergestellter, warmer, sahniger Schaum aus einer guten Rasierseife der Inbegriff klassischer Nassrasur und wichtiger Teil des Rituals [2] .
- Der Schaum der Seife soll weich und cremig sein und sich schnell und problemlos aufschlagen lassen. Er muss außerdem während der gesamten Rasur stabil sein und nicht antrocknen.
- Die Seife soll einen hohen Aufweicheffekt der Barthaare haben, damit die Klinge das Barthaar einfach und dicht über der Haarwurzel schneiden kann.
- Während der Rasur muss der Schaum der Seife den Rasierer bzw. die Klinge gut gleiten lassen, um die Haut zu schützen und möglichst auch nach der Rasur eine hohe Pflegewirkung haben.
- Die Rasierseife soll möglichst wenig Chemie enthalten, um Hautirritationen zu verhindern.
Bei allem hat auch der Pinsel eine große Bedeutung, Dachs oder Borste, Größe und Festigkeit. Und jede Haut (und Nase, die Seifen sind ja zumeist beduftet) ist anders.
So bleibt nur: Ausprobieren! Wobei es schlimmere Dinge im Leben eines Mannes gibt, als sich durch diese wunderbaren Seifen zu testen…
Durchführung
Getestet wurde mit folgender Ausstattung:
- Mühle klassischer Rasierer R89 GRANDE,glatte Kante
- Rasierklingen GILLETTE SILVER BLUE
- Rasierklingen ASTRA PLATINUM
- SWK Rasier-Mug, Modell CLASSIC
- Rasierpinsel P&B Dachshaar
Die Rasierseifen wurden in zwei Phasen getestet.
- In Phase 1 wurde täglich zwischen den Seifen gewechselt, um einen möglichst direkten Vergleich zwischen den Seifen vornehmen zu können.
Es wurde einmal die Rasierklinge von „GILLETTE SILVER BLUE“ zu „ASTRA PLATINUM“ gewechselt
Die Seifen wurden vor der Rasur ca. 5 Minuten mit warmen Wasser in ihrem Behälter bedeckt und der Rasierpinsel in warmen Wasser eingeweicht. Danach wurde das Wasser abgegossen und der Rasierpinsel komplett ausgeschüttelt. Die Seife wurde jetzt mit dem Rasierpinsel circa 30 Sekunden in kreisenden Bewegungen aufgenommen und anschließend im Rasier-Mug für 30 Sekunden mit kreisendem Rasierpinsel augschäumt. Danach wurde für 4x 10 Sekunden weiter aufgeschäumt und währenddessen bei Andrea’s Seifen zweimal und der Meissner Seife einmal circa 5-6 Tropfen Wasser hinzugefügt.
- In Phase 2 wurde jeweils eine Woche dieselbe Seife verwendet.
Der Test begann immer am Samstag mit 6 Rasuren. Am Sonntag wurde nicht rasiert. Die Rasierklinge wurde immer nach 3 Tagen ersetzt. Es kam nur die „GILLETTE SILVER BLUE“ zum Einsatz.
Die Seife wurde dann mit dem Pinsel auf das feuchte Gesicht aufgetragen und für ca. 3 Minuten auf der Haut einwirken gelassen. Anschließend wurde noch einmal mit dem Pinsel nachgearbeitet.
Die Rasur wurde immer als „Volles Programm“ ausgeführt, das heißt in drei Durchgängen, zwischen denen das Gesicht immer wieder angefeuchtet und wieder eingeschäumt wurde.
- Rasur mit dem Strich
- Rasur quer zum Strich
- Rasur gegen den Strich
Es wurde kein Pre-Shave verwendet.
Seifen
Allgemeines
Es standen zwei Seifen von Andrea zum Test. Eine „rötliche“ Seife mit der Bezeichnung RSA und eine „weiße“ Seife mit der Bezeichnung RSR. Die Inhalte und Zusammensetzungen der beiden Seifen waren zum Testzeitpunkt nicht bekannt.
Zusätzlich wurde die Seife der Firma Meissner „Maroccan Rhassoul“ als Referenz in den Test aufgenommen.
Beide Seifen (RSA und RSR) haben gemeinsam, dass sie sehr ergiebig sind und zum Aufschlagen des Schaum etwas mehr Wasser vertragen können. Mit beiden Seifen lässt sich sehr einfach ein dicker, sehr stabiler Schaum aufschlagen, der auch nach Aufpinseln im Gesicht gut erhalten bleibt.
Andrea’s „RSA“
Die RSA riecht in frischem Zustand sehr intensiv. Man fühlt sich ein bißchen wie in einen orientalischen Bazar versetzt. Die weibliche Mitbewohnerin war nicht so begeistert :-)) aber dass ist ja Geschmackssache. Nach einigen Wochen Ablagerung der Seife lässt dieser intensive Geruch nach. Die Lagerung trägt außerdem bereits nach 3 Wochen nochmal zur Verbesserung der Eigenschaften der Seife bei
Der erzeugte Schaum ist sehr leicht und trotzdem cremig. Die Rasur war hervorragend. Der Rasierer glitt gut über die Haut und die Rasur im „vollen Programm“ war sehr gründlich, ohne Hautirritationen oder gar Rasierbrand. Die Haut fühlt sich nach der Rasur sehr weich an.
Andrea’s „RSR“
Die RSR ist im Duft etwas zurückhaltender als die RSA und eher ein Männerdurft.
Der Schaum der RSR ist etwas leichter und nicht so nachfettend wie die RSA. Der Schaum im Gesicht ist zwar stabiler als der Schaum der RSA oder auch der Meissner, allerdings gleitet die Rasierklinge nicht ganz so gut mit der Seife und der Schaum trocknet schneller auf der Haut aus, so dass dann die Rasur nicht mehr so gut „flutscht“.
Die RSR macht die Barthaare nach meinem Gefühl etwas weicher als die RSA.
Die Duft-Challenge gewinnt eindeutig die RSR. Wie schon früher geschrieben, ist die RSA für meine Nase eigentlich zu extrem.
Meissner „Maroccan Rhassoul“
Diese Seife läuft etwas außerhalb des Tests und sie dient eher als Referenz für die beiden Seifen von Andrea.
Meissner Seifen sind nicht unbedingt für ihre einfachen Aufschäumeigenschaften berühmt. Der Schaum der Meissner muss mit sehr viel Liebe, der „richtigen“ Menge Wasser in der richtigen Temperatur und am Besten mit einem Dachshaarpinsel aufgeschlagen werden. Außerdem ist die Stabilität im Gesicht nicht rekordverdächtig.
Die Eigenschaften bei der Rasur gewinnt die Meissner allerdings mit leichtem Vorsprung. Bei den Gleiteigenschaften für die Rasierklinge, den Einweicheigenschaften der Barthaare und der Hautpflege liegt die Meissner knapp vorn.
Der Duft „Maroccan Rhassoul“ ist ein ungewöhnlicher Duft und vermutlich für die Masse nicht jedermanns Duft. Da ich mir diesen Duft selbst ausgesucht habe, ist er von den drei Seifen natürlich mein Favorit.
Verpackung
Andrea’s Seifen sind in Bananenblattschalen abgefüllt. Sie sind perfekt, um die Seife mit dem Pinsel aufzunehmen.
Die Feuchtigkeit im Bad sowie der Kontakt der Schalen mit Wasser war bis heute kein Problem und hatte keine Auswirkungen auf die Stabilität. Ein Schale war allerdings durch den Transport am Rand gebrochen.
Die Meissner Seife wird im Glastiegel mit Schraubverschluss geliefert. Dies verhindert, dass der Geruch der Seife dauerhaft im Bad steht.
Kosten
Ich habe zur Zeit 2 kommerzielle Seifen in Verwendung, Seife der Firma Meissner 75 g für 20,90 Euro und eine Speick 150 g für 8.99 Euro. Die Seifen von Andrea schlagen mit knapp 6 Euro pro Schale am günstigen zu Buche.
Bewertung
Eigenschaften | Andrea’s „RSA“ | Andrea’s „RSR“ | Meissner „Maroccan Rhassoul“ | Anmerkung |
Schaum Konsistenz | **** | *** | **** | |
Schaum Stabilität | **** | **** | ** | Der Schaum der RSR ist sehr stabil, allerdings trocknet er schneller aus |
Gleiteigenschaften | **** | *** | **** | |
Barthaarvorbereitung | *** | **** | **** | |
Hautverträglichkeit/Pflege | **** | *** | **** | |
Duft | * | *** | **** | Reine Geschmackssache |
Kosten | **** | **** | * | Der Preis von Andrea’s Seifen sollte höher liegen |
* = unterdurchschnittlich, ** = durchschnittlich, *** = gut, **** = hervorragend
Fazit
Beide Seifen von Andrea sind gute Rasierseifen und brauchen sich nicht vor den kommerziellen Produkten zu verstecken. Die Meissner Seife hat in der Gesamtbewertung zwar subjektiv minimal die Nase vorn, allerdings gleichen die selbst gesiedeten Seifen von Andrea durch die volle Kontrolle der Zutaten, der Individualität und vor allem wegen des Preises diesen knappen Rückstand aus.
Im Verlauf dieses Projektes war es erstaunlich, dass die notierten Resultate der ersten Phase einige Zeit später in der zweiten Phase tatsächlich noch einmal in den meisten Fällen identisch bestätigt wurden.
Andrea’s Seife RSA hat im internen Vergleich mit der RSR für mich die Nase vorn. Schaumkonsistenz und Gleiteigenschaften machen die Rasur angenehmer. Für mich wäre aber ein anderer Duft für die RSA notwendig. Ich würde mir, aufgrund Andrea’s Bezug zu Afrika (Gambia) oder zu Südamerika (Alpakas), einen Duft in diese Richtung wünschen.
Literatur
1 Russisches Sprichwort
2 Nassrasur.com, https://shop.nassrasur.com
[1]Die Vorteile hiervon sind nicht Bestandteil dieses Tests und können im Internet nachgelesen werden